Mit über 200 Millionen Tonnen stellen Bauabfälle wie Bauschutt, Straßenaufbruch, Boden oder Steine den größten Abfallstrom in Deutschland dar, wobei allein in Nordrhein-Westfalen schätzungsweise 40 Millionen Tonnen anfallen. Um diese Mengen rechtssicher wiederverwerten zu können, wurde 2023 vom Bund die Ersatzbaustoffverordnung eingeführt, die Regelungen zur Verwertung gütegesicherter Ersatzbaustoffe enthält. Das Umweltministerium hat nun einen ersten Teilbericht zur Umsetzung der Verordnung und den Auswirkungen auf die Stoffkreisläufe in Nordrhein-Westfalen vorgelegt.
Umweltminister Oliver Krischer betonte vor dem Hintergrund des Monitoring-Berichts, dass nur etwa ein Prozent der aufbereiteten mineralischen Baustoffabfälle für den Hochbau wiederverwertet würden. Er hob hervor, dass es notwendig sei, dieses enorme Potenzial zu nutzen, um wertvolle Ressourcen zu schützen und die Wirtschaft unabhängiger von Importen zu machen. Krischer betonte die Bedeutung von Innovationen in der Recycling-Branche und forderte mehr spezielle Aufbereitungsanlagen für Bauschutt und Bodenaushub sowie eine umweltgerechte Behandlung teerhaltiger Straßenausbaustoffe.
Ein Beispiel für Innovationen in der Recyclingbranche ist ein neu entwickeltes Verfahren eines Unternehmens in Hünxe. Durch eine Nasswäsche in Kombination mit verschiedenen Sortier- und Trennverfahren ist es möglich, hochwertige Gesteinskörnungen für den Hochbau und den Tiefbau aus Bauschutt, Bodenmaterial und verschiedenen Bauabfallgemischen zurückzugewinnen. Diese Recyclinganlage wurde mit Landesmitteln gefördert und ist seit 2023 in Betrieb.
Das Umweltministerium hat nun Zahlen und Fakten zum Aufkommen und zur Nutzung mineralischer Ersatzbaustoffe in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Das Monitoring-Programm wird in Kooperation mit dem Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (LANUV) und der Fachhochschule Münster durchgeführt.
Die jährliche Menge mineralischer Bau- und Abbruchabfälle aus dem Abbruch von Gebäuden oder Straßenbaumaßnahmen wird auf etwa 40 Millionen Tonnen geschätzt. Der größte Anteil des Abfallaufkommens aus dem Baubereich entfällt auf Boden und Steine mit etwa 26 Millionen Tonnen. Im Jahr 2020 wurden rund 15 Millionen Tonnen der mineralischen Bau- und Abbruchabfälle in Bauschuttaufbereitungsanlagen angenommen, wovon etwa 6,3 Millionen Tonnen im Straßen- und Wegebau und 4,4 Millionen Tonnen im Erdbau verwendet wurden. Die stoffliche Nutzung von recycelten Gesteinskörnungen im Hochbau findet derzeit mit weniger als einem Prozent kaum statt.
Auch industrielle Gesteinskörnungen, die aus Nebenprodukten der Eisen- und Stahlindustrie oder Kraftwerksrückständen gewonnen werden, tragen zur Deckung des Bedarfs an primären mineralischen Rohstoffen bei. Im Jahr 2020 wurden etwa 5,5 Millionen Tonnen dieser Gesteinskörnungen als sekundäre Baustoffe im Hoch- und Tiefbau eingesetzt.
Die Bestandsaufnahme zeigt, dass das Potenzial für die Nutzung von Recyclingbaustoffen in Nordrhein-Westfalen bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Es wird noch zu viel Material auf der niedrigsten Verwertungsstufe der Abfallhierarchie in Verfüllungen oder im Erd- und Deponiebau verwertet und geht so dem Baustoffkreislauf verloren.
Ein verbessertes Stoffstrom- und Bodenmanagement auf Baustellen sowie ein selektiver und verwertungsorientierter Rückbau können dazu beitragen, die vorhandenen Potenziale mineralischer Abfälle für den Ressourcenschutz besser zu nutzen und die Menge an Bau- und Abbruchabfällen, die auf Deponien landen, weiter zu reduzieren.
Das Umweltministerium hat außerdem eine landesweite Probenahme- und Untersuchungskampagne an Bodenmaterial und Recyclingbaustoffen beauftragt. Die Erkenntnisse der verschiedenen Teilprojekte des Monitorings sollen in die bundesweite Evaluierung der Ersatzbaustoffverordnung einfließen.
Basierend auf einer Pressemitteilung von Landesregierung Nordrhein-Westfalen vom 22.03.2024