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Immer mehr Insolvenzen und Betriebsaufgaben in NRW

Leerstehendes Ladenlokal nach Insolvenz
© Satoshi / stock.adobe.com

Was sich seit einiger Zeit deutschlandweit zeigt, ist auch (und gerade) in Nordrhein-Westfalen zu einem traurigen Trend geworden: Die Zahl der Insolvenzen und Betriebsaufgaben sowie von Betrieben, die ihren Sitz ins Ausland verlegen, steigt besorgniserregend an. Die Hintergründe sowie die Auswirkungen dieser Entwicklung wollen wir hier etwas näher beleuchten.

Warum gehen so viele Betriebe pleite?

Fakt ist: Die Zahl der Betriebspleiten in ganz Deutschland wächst seit Jahren und hat seit einigen Monaten einen traurigen Höhepunkt erreicht. Für viele Deutsche ist die Erklärung für diese Entwicklung naheliegend: Die Regierung ist schuld! Doch so einfach ist das Ganze nicht.

Zwar kann die allgemeine wirtschaftliche Abschwächung und Rezession auf einige Fehlentscheidungen der aktuellen Regierung und der Vorgängerregierung unter Angela Merkel (zumindest teilweise) zurückgeführt werden, doch es gibt noch einige andere Faktoren, die das derzeitige Unternehmenssterben fördern:

Hohe Energiekosten

Die stark gestiegenen Energiekosten belasten viele Betriebe erheblich, insbesondere in energieintensiven Branchen. Hohe Gas- und Strompreise erhöhen die Produktionskosten in vielen Unternehmen so stark, dass die Rentabilität leidet.

Lieferkettenprobleme

Globale Lieferkettenprobleme, die seit der COVID-19-Pandemie bestehen und durch geopolitische Spannungen (wie etwa infolge des Krieges in der Ukraine) verstärkt wurden, führen zu Verzögerungen und höheren Kosten für Rohstoffe und Halbzeuge.

Inflation und steigende Kosten

Die allgemeine Inflation treibt die Preise für Materialien, Löhne und andere Betriebskosten in die Höhe. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, diese Kostensteigerungen zu verkraften bzw. an ihre Kunden weiterzugeben.

Veränderungen im Verbraucherverhalten

Das veränderte Verbraucherverhalten, z. B. der immer stärker werdende Trend zum Online-Shopping, setzt traditionelle Geschäftsmodelle – primär den stationären Einzelhandel – unter Druck.

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Fehlende staatliche Unterstützung

Das Auslaufen oder Reduzieren staatlicher Unterstützungsmaßnahmen, die während der Pandemie eingeführt wurden, spielt ebenfalls eine Rolle. Viele Unternehmen, die während der Pandemie „über Wasser“ gehalten wurden, sehen sich nun wieder mit der vollen Härte des Marktes konfrontiert.

Viele dieser Faktoren wirken zusammen und verstärken sich gegenseitig, was zu einer höheren Anzahl an Insolvenzen führt. Die Zahlen variieren natürlich von Branche zu Branche und hinsichtlich der Unternehmensgröße.

Das einen Leid, des anderen Freud: Gebrauchte Maschinen, Inventar und Ladenausstattung aus Insolvenzen kaufen

Es gibt aktuell in NRW jedes Jahr tausende Insolvenzen – junge Start-ups scheitern oder alteingesessene Geschäfte wollen nicht mehr richtig laufen. Bei all diesen Insolvenzen bleiben Massen an Waren über, die neuwertig und oft sehr hochwertig sind. Grundsätzlich können all diese Waren noch veräußert werden, jedoch meist nicht mehr durch das insolvente Unternehmen selbst.

Deswegen werden diese Waren größtenteils auf speziellen Verkaufsplattformen im Internet angeboten. Dabei muss unterschieden werden: Es gibt Plattformen mit Schnäppchen aus Insolvenzen und Geschäftsauflösungen, die sich speziell an den Endverbraucher richten, also quasi die Pendants im Netz zu den bekannten Rest- und Sonderpostenmärkten im stationären Handel. Hier können alle einkaufen und der Verbraucher kann so manch gutes Schnäppchen machen.

Auf der anderen Seite gibt es spezielle Marktplätze für professionelle Postenaufkäufer mit eigenem Gewerbe bzw. den Großhandel. Auf solchen Plattformen finden sich dann z. B. günstige gebrauchte Maschinen, etwa eine Bettfräsmaschine zur Herstellung von Serien- und Einzelteilen, sowie Inventar, Ladenausstattungen und vieles mehr. Hier können – analog zum Endkunden – gewerbliche Käufer ihre Schnäppchen machen.

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Ist das moralisch bedenklich?

Wie in der Überschrift erwähnt, ist hier des einen Leid zugleich des anderen Freud. Manch einer scheut sich jedoch davor, Waren aus Insolvenzen zu erwerben, da er dies nicht so recht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Letztendlich gilt aber: Wenn ein pleite gegangenes Unternehmen durch den Verkauf günstiger Restbestände und des Inventars einem anderen Unternehmen (dem Aufkäufer) helfen kann, in wirtschaftlich sicheres Fahrwasser zu kommen oder dort zu bleiben, kann dies moralisch gesehen völlig in Ordnung sein.

Fazit

Die große Anzahl der Unternehmenspleiten in NRW ist kein Bundesland-spezifisches Problem, sondern eines, das derzeit in ganz Deutschland grassiert. Die Gründe dafür wurden im diesem Artikel genannt. NRW trifft es allerdings besonders hart, da sich im bevölkerungsreichsten Bundesland entsprechend viel Industrie und Einzelhandel angesiedelt hat. Bleibt zu hoffen, dass sich der Trend bald umkehrt.

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