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Schock bei der Nebenkostenabrechnung? Was Mieter und Eigentümer in NRW jetzt wissen müssen

Betriebskostenabrechnung
© Stockfotos-MG / stock.adobe.com

Die Post ist da – und mit ihr die gefürchtete Nebenkostenabrechnung. Für viele Haushalte in Nordrhein-Westfalen waren die letzten Jahre geprägt von bösen Überraschungen bei den Wohnkosten.  Laut dem NRW-Wohnkostenbericht 2024 von Haus & Grund Rheinland Westfalen sind die Nebenkosten in NRW um drastische 11,3 Prozent gestiegen, während die Kaltmieten nur um 1,5 Prozent zulegten. Auch 2024 setzte sich dieser Trend fort: Der Deutsche Mieterbund spricht von einem weiteren Anstieg um rund 10 Prozent.

Warum die Nebenkosten kontinuierlich steigen

Der Anstieg der Nebenkosten in NRW um 11,3 Prozent im Jahr 2023 lag deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 10 Prozent. Besonders stark betroffen sind die Kosten für Heizung und Warmwasser, die sich in den letzten Jahren vielerorts besonders dynamisch entwickelt haben. Diese Entwicklung belastet zahlreiche Haushalte spürbar.

Die Haupttreiber dieser Entwicklung sind vielfältig: Gestiegene Energiepreise, höhere Wartungskosten für Gebäudetechnik und die Auswirkungen der Inflation auf alle Dienstleistungen rund um die Immobilie. Während Mieter über die Nebenkostenabrechnung zur Kasse gebeten werden, tragen selbstnutzende Eigentümer diese Kosten unmittelbar.

Die versteckten Kostentreiber in der Abrechnung

Deutschlandweit liegen die durchschnittlichen Betriebskosten je nach Quelle und Berechnungsmethode unterschiedlich hoch. Entscheidend ist, dass bei Einbeziehung aller möglichen Betriebskosten die sogenannte „zweite Miete“ deutlich steigen kann.

Zu den häufigsten Kostenpositionen gehören:

  • Heizung und Warmwasser (größter Posten)
  • Hausmeisterservice und Gartenpflege
  • Versicherungen und Verwaltungskosten
  • Müllabfuhr und Straßenreinigung
  • Grundsteuer (neu berechnet seit 2024)

Jede zweite Abrechnung ist fehlerhaft – Ihre Chance zum Sparen

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Mieter: Jede zweite Nebenkostenabrechnung ist fehlerhaft. Diese hohe Fehlerquote bietet Mietern konkrete Chancen, durch eine gründliche Prüfung bares Geld zu sparen.

So prüfen Sie Ihre Nebenkostenabrechnung richtig

Die hohe Fehlerquote bei Nebenkostenabrechnungen macht eine gründliche Prüfung unverzichtbar. Verbraucherschutzexperten empfehlen ein systematisches Vorgehen. Zunächst sollten Sie prüfen, ob alle abgerechneten Positionen tatsächlich zu den umlagefähigen Betriebskosten gehören. Nicht alle Kosten dürfen auf Mieter umgelegt werden – Reparaturen, Instandhaltungsmaßnahmen oder Verwaltungskosten für die Hausverwaltung sind beispielsweise Sache des Vermieters.

Ein häufiger Fehler bei der Nebenkostenabrechnung liegt in der falschen Verteilung der Kosten. Werden Gesamtkosten nach Wohnfläche umgelegt, obwohl eine verbrauchsabhängige Abrechnung vorgeschrieben ist? Stimmen die verwendeten Quadratmeter-Zahlen mit denen im Mietvertrag überein? Diese Details können über Hunderte von Euro Nachzahlung entscheiden.

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Besonders kritisch sollten Sie die Heizkostenabrechnung betrachten. Hier schreibt die Heizkostenverordnung vor, dass mindestens 50 Prozent der Kosten verbrauchsabhängig abgerechnet werden müssen. Weicht die Abrechnung davon ab, haben Sie Grund zur Beanstandung.

Fristen: Was Vermieter und Mieter beachten müssen

Das Timing spielt bei Nebenkostenabrechnungen eine entscheidende Rolle. Vermieter haben zwölf Monate nach Ende des Abrechnungszeitraums Zeit, die Abrechnung zu erstellen und dem Mieter zuzustellen. Versäumt der Vermieter diese Frist, verfällt sein Anspruch auf Nachzahlung – eine Regelung, die vielen Mietern nicht bekannt ist.

Auf der anderen Seite haben auch Mieter Fristen zu beachten: Widerspruch gegen die Abrechnung muss innerhalb von zwölf Monaten nach Zugang eingelegt werden. Dabei reicht eine formlose schriftliche Mitteilung, in der konkrete Beanstandungen aufgeführt werden. Ein pauschaler Widerspruch ohne Begründung ist rechtlich wirkungslos.

Ihre Rechte bei hohen Nachzahlungen

Wenn die Nebenkostenabrechnung einen Schock auslöst, stehen Betroffene nicht allein da. Auch wenn es nicht explizit im Mietvertrag steht, haben Mieter bei hohen Nachzahlungen oft Anspruch auf Ratenzahlung. Besonders dann, wenn die Nachzahlung das Dreifache der monatlichen Vorauszahlung übersteigt, sollten Sie eine Ratenzahlung beantragen. Vermieter sind in der Regel kulant, da auch sie Interesse an einer zuverlässigen Zahlung haben.

Ist eine Ratenzahlung beim Vermieter nicht möglich oder wird eine sofortige Lösung benötigt, um Mahngebühren zu vermeiden, kann eine externe Finanzierung eine Alternative sein – zum Beispiel ein kurzfristiger Schnellkredit zur Überbrückung. Ein sorgfältiger Vergleich der Konditionen ist dabei entscheidend, um eine passende Lösung für die eigene Situation zu finden.

Konkrete Strategien bei finanziellen Engpässen

Jobcenter-Unterstützung

Auch Personen, die normalerweise keine Sozialleistungen beziehen, können bei außergewöhnlich hohen Nachzahlungen Unterstützung vom Jobcenter erhalten. Dies gilt besonders dann, wenn die Nachzahlung das verfügbare Einkommen übersteigt und zu einer finanziellen Notlage führt.

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Sofortige Kontaktaufnahme

Sprechen Sie proaktiv mit Ihrem Vermieter über Zahlungsschwierigkeiten.

Beratungsstellen nutzen

Verbraucherzentrale und Schuldnerberatung bieten kostenlose Hilfe. Hier erhalten Betroffene nicht nur Hilfe bei der Prüfung ihrer Abrechnung, sondern auch Unterstützung beim Widerspruch oder bei der Durchsetzung ihrer Rechte gegenüber dem Vermieter. Mietervereine vor Ort stellen ihren Mitgliedern oft detaillierte Checklisten zur Verfügung und helfen bei der rechtlichen Bewertung strittiger Abrechnungspositionen. Die Mitgliedschaft in einem Mieterverein kann sich bereits bei einer einzigen fehlerhaften Abrechnung amortisieren.

Rechtliche Prüfung

Bei zweifelhaften Abrechnungen lohnt sich die Beratung durch Mietervereine.

Widerspruch als Zeitgewinn

Ein begründeter Widerspruch verschafft Ihnen Aufschub bei der Zahlung.

Grundsteuerreform 2024: Neue Herausforderungen für alle Beteiligten

Die Grundsteuerreform bringt seit 2024 zusätzliche Komplexität in die Nebenkostenabrechnung. Viele Vermieter und Hausverwaltungen müssen sich erst an die neuen Berechnungsgrundlagen gewöhnen, was das Fehlerrisiko zusätzlich erhöht. Mieter sollten daher bei der Grundsteuerposition besonders aufmerksam prüfen, ob die Umlegung korrekt erfolgt ist.

Präventive Maßnahmen: So vermeiden Sie böse Überraschungen

Statt nur reaktiv auf hohe Nachzahlungen zu reagieren, können Mieter und Eigentümer präventive Maßnahmen ergreifen. Eine regelmäßige Kontrolle der monatlichen Vorauszahlungen hilft dabei, größere Nachzahlungen zu vermeiden. Wenn die Heizkosten deutlich steigen, sollten Vorauszahlungen entsprechend angepasst werden. Zusätzlich können auch bauliche Maßnahmen wie eine energetische Sanierung helfen, die Heizkosten langfristig zu senken.

Mieter haben das Recht, in die Belege der Nebenkostenabrechnung Einsicht zu nehmen. Nutzen Sie dieses Recht und fordern Sie bei Unklarheiten die entsprechenden Nachweise an. Seriöse Vermieter stellen diese Unterlagen problemlos zur Verfügung.

Ausblick: Was kommt auf NRW-Haushalte zu?

Die Entwicklung der Nebenkosten bleibt dynamisch und hängt von verschiedenen Faktoren ab: Energiepreise, politische Entscheidungen und nicht zuletzt die allgemeine Inflationsentwicklung. Experten gehen davon aus, dass die Belastung für Mieter und Eigentümer hoch bleiben wird.

Umso wichtiger wird es, die eigenen Rechte zu kennen und konsequent zu nutzen. Bei einer Fehlerquote von 50 Prozent bei Nebenkostenabrechnungen lohnt sich die gründliche Prüfung praktisch immer – und kann bares Geld sparen.

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