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Einfamilienhaus bauen – was darf man selbst machen?

Eigenheim bauen
© Wolfilser / stock.adobe.com

Wenn Sie ein Einfamilienhaus bauen möchten, können Sie durch Eigenleistungen Kosten sparen. Viele Bauherren übernehmen kleinere und größere Aufgaben beim Hausbau selbst, um die Gesamtkosten zu reduzieren. Die meisten Baufirmen sind darauf eingestellt und bieten verschiedene Möglichkeiten der Mitarbeit an, wie beispielsweise das Selbstbauhaus, definierte Ausbaustufen oder eine freie Planung.

Allerdings bedeutet ein Haus selbst zu bauen nicht, dass Sie alles alleine erledigen müssen. Vielmehr geht es darum, den Hausbau selbst zu organisieren und gegebenenfalls einige Arbeiten in Eigenleistung zu erbringen. Dabei können Sie bis zu 20 % der Bausumme einsparen, im Vergleich zur vollständigen Beauftragung von Bauunternehmen. Eigenleistungen werden zudem oft als Eigenkapital angerechnet, was zu einer geringeren Darlehenssumme führt und bessere Kreditkonditionen ermöglicht.

Es ist jedoch zu beachten, dass in Deutschland ein kompletter Hausbau in Eigenregie nicht erlaubt ist. Bereits für die Baugenehmigung ist die Mitwirkung eines Architekten oder Bauingenieurs erforderlich, da nur Personen mit einer Bauvorlageberechtigung die notwendigen Bauzeichnungen und Berechnungen anfertigen dürfen.

Planung und Vorbereitung beim Hausbau in Eigenregie

Wenn Sie den Traum vom eigenen Haus verwirklichen möchten und dabei selbst Hand anlegen wollen, ist eine sorgfältige Planung und Vorbereitung unerlässlich. Bevor Sie mit dem Hausbau beginnen, müssen Sie zunächst einen soliden Finanzierungsplan erstellen und die Baufinanzierung klären. Dabei gilt es, das verfügbare Eigenkapital zu ermitteln und mögliche Fördermittel zu berücksichtigen. Viele Banken erkennen Eigenleistungen, die sogenannte Muskelhypothek, als Teil des Eigenkapitals an, was zu besseren Kreditkonditionen führen kann.

Finanzierungsplan erstellen und Baufinanzierung klären

Ein durchdachter Finanzierungsplan ist das Fundament für Ihren Hausbau. Setzen Sie sich frühzeitig mit Ihrer Bank oder einem unabhängigen Finanzberater zusammen, um die bestmögliche Baufinanzierung zu finden. Berücksichtigen Sie dabei nicht nur die reinen Baukosten, sondern auch Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Notargebühren und Bauversicherungen. Planen Sie außerdem einen finanziellen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben ein.

Baugrundstück und Baugenehmigung

Nachdem die Finanzierung steht, gilt es, das passende Baugrundstück zu finden. Achten Sie dabei auf die Lage, die Größe und die Beschaffenheit des Grundstücks. Prüfen Sie auch, ob das Grundstück erschlossen ist und welche Auflagen es hinsichtlich der Bebauung gibt. Ist das Grundstück gefunden, müssen Sie eine Baugenehmigung bei der zuständigen Behörde beantragen. Hierfür benötigen Sie in der Regel einen Bauantrag, einen Lageplan, Bauzeichnungen und gegebenenfalls weitere Unterlagen.

Zeitaufwand und benötigte Fähigkeiten realistisch einschätzen

Beim Hausbau in Eigenregie ist es wichtig, den zeitlichen Aufwand und die eigenen handwerklichen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Ein Hausbau von der Idee bis zum schlüsselfertigen Haus dauert etwa 1,5 Jahre, wobei die reine Bauzeit je nach Größe und Ausstattung des Hauses zwischen 7 und 10 Monaten liegen kann. Planen Sie ausreichend Zeit für die verschiedenen Gewerke ein und berücksichtigen Sie mögliche Verzögerungen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst, welche Arbeiten Sie selbst ausführen können und wo Sie auf die Unterstützung von Fachleuten angewiesen sind.

Baumaschinen leihen statt kaufen

Um Kosten zu sparen, empfiehlt es sich, benötigte Baumaschinen und Werkzeuge zu leihen, statt sie zu kaufen. Neben dem spezialisierten Baumaschinenverleih, der sich in vielen größeren Städten findet, bieten inzwischen auch viele Baumärkte eine breite Palette an Maschinen und Geräten, die Sie tage- oder wochenweise mieten können. So haben Sie Zugriff auf professionelle Ausrüstung, ohne diese selbst anschaffen zu müssen. Achten Sie bei der Auswahl der Maschinen auf Qualität, Sicherheit und eine gute Einweisung in die Bedienung.

Einfamilienhaus bauen: Welche Arbeiten können Bauherren selbst übernehmen?

Beim Bau eines Einfamilienhauses gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Bauherren, selbst Hand anzulegen und durch Eigenleistungen Kosten zu sparen. Je nach persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen können verschiedene Arbeiten in Eigenregie übernommen werden.

Malerarbeiten, Tapezieren und Bodenbeläge verlegen

Zu den klassischen Eigenleistungen beim Hausbau zählen Malerarbeiten und Tapezieren. Mit etwas Übung und Sorgfalt können auch ungeübte Heimwerker ansprechende Ergebnisse erzielen. Auch das Verlegen von Bodenbelägen wie Laminat oder Vinyl ist mit der richtigen Anleitung gut zu bewältigen und spart erhebliche Kosten gegenüber der Beauftragung von Fachfirmen.

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Trockenbau und Fliesenarbeiten

Wer bereits über Erfahrung im Heimwerken verfügt, kann sich auch an Trockenbauarbeiten wie dem Errichten von Leichtbauwänden oder dem Verkleiden von Decken wagen. Fliesenarbeiten in Bad, Küche oder Hauswirtschaftsraum sind ebenfalls eine Option für geübte Heimwerker, erfordern aber Präzision und eine sorgfältige Planung.

Gartengestaltung und Außenanlagen

Ein großes Potential für Eigenleistungen bietet die Gestaltung des Gartens und der Außenanlagen. Vom Anlegen von Beeten und Rasenflächen über das Pflastern von Wegen bis hin zum Bau einer Terrasse oder eines Gartenhäuschens können Bauherren hier je nach Umfang der Arbeiten erhebliche Summen einsparen.

Durch Eigenleistungen lassen sich die Baukosten eines Einfamilienhauses deutlich reduzieren. Allerdings sollten Bauherren ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen und sich nicht übernehmen. Eine sorgfältige Planung und ausreichend Zeit sind entscheidend für den Erfolg des Projekts.

Arbeiten, die Profis überlassen werden sollten

Obwohl Eigenleistungen beim Hausbau eine attraktive Möglichkeit darstellen, Kosten zu sparen, gibt es einige Arbeiten, die besser von erfahrenen Fachkräften übernommen werden sollten. Dazu gehören komplexe und sicherheitsrelevante Tätigkeiten, bei denen Fehler gravierende Folgen haben können.

Rohbauarbeiten und Errichtung des Fundaments

Die Errichtung eines stabilen Fundaments bildet die Basis für die gesamte Konstruktion des Hauses. Rohbauarbeiten machen fast die Hälfte der Baukosten aus, wobei etwa 40 % davon auf Materialkosten entfallen. Fehler in diesem Bereich können zu ernsthaften strukturellen Problemen führen, die später nur schwer und kostspielig zu beheben sind. Deshalb sollten Bauherren diese Arbeiten unbedingt qualifizierten Baufachleuten überlassen.

Installation von Heizung, Sanitär und Elektrik

Die fachgerechte Installation von Heizungsanlagen, Sanitärsystemen und der Elektroinstallation erfordert spezielle Kenntnisse und Erfahrung. Fehler in diesen Bereichen können nicht nur zu Funktionsstörungen, sondern auch zu erheblichen Sicherheitsrisiken führen. Um die Einhaltung aller geltenden Normen und Vorschriften zu gewährleisten und die Gewährleistungsansprüche zu wahren, sollten diese Arbeiten von zertifizierten Fachbetrieben ausgeführt werden.

Fenster- und Türeinbau sowie Treppenarbeiten

Auch beim Einbau von Fenstern, Außentüren und Treppen lohnt es sich, auf die Expertise von Profis zu setzen. Obwohl sich durch Eigenleistungen in diesen Bereichen theoretisch Kosten sparen lassen, ist der Anteil der Lohnkosten hier relativ gering. Beim Eigenanteil von Fenstern, Türen und Treppen lassen sich üblicherweise nur etwa 10-30% der Gesamtkosten einsparen. Zudem kann unsachgemäße Montage zu Funktionsbeeinträchtigungen, Wärmeverlusten und sogar zum Erlöschen von Garantieansprüchen führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass komplexe und sicherheitsrelevante Arbeiten wie Rohbau, Fundament, Heizungs- und Elektroinstallation sowie der Fenstereinbau von erfahrenen Fachleuten durchgeführt werden sollten. So stellen Bauherren sicher, dass ihr Eigenheim auf einem soliden Fundament steht und alle technischen Anlagen zuverlässig und sicher funktionieren.

Vorteile des Hausbaus in Eigenleistung

Der Hausbau in Eigenleistung bietet Bauherren eine Vielzahl von Vorteilen. Insbesondere die Möglichkeit, Kosten zu sparen und das neue Zuhause individuell zu gestalten, macht diese Option für viele angehende Hausbesitzer attraktiv.

Kosteneinsparungen durch eigene Arbeiten

Einer der größten Vorteile des Hausbaus in Eigenleistung liegt in der Möglichkeit, erhebliche Kosten einzusparen. Laut Verband Privater Bauherren können bei einem Reihenhaus mit Gesamtkosten von 400.000 Euro bis zu 10% durch Eigenleistungen eingespart werden. Besonders bei Arbeiten mit einem hohen Arbeitsanteil, wie Maler- und Tapezierarbeiten oder Trockenbau, lässt sich viel Geld sparen.

Banken akzeptieren oft Eigenleistungen im Wert von 5% als Eigenkapitalersatz. Die sogenannte „Muskelhypothek“ ermöglicht es Bauherren, durch ihre eigene Arbeit bessere Kreditkonditionen zu erhalten. Im Idealfall können durch Eigenleistungen beim Hausbau mehrere tausend Euro eingespart werden.

Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten

Ein weiterer Vorteil des Hausbaus in Eigenregie ist die Möglichkeit, das neue Zuhause ganz nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Bauherren haben mehr Freiheiten bei der Auswahl von Materialien, Farben und Designs und können so ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

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Durch die eigene Mitarbeit am Hausbau lernen Bauherren ihr neues Zuhause von Grund auf kennen und können stolz auf das Erreichte sein. Zudem entwickeln sie oft eine gute Beziehung zu den beteiligten Handwerkern, was die Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtert.

Die Anzahl der Bauherren, die Eigenleistungen erbringen, steigt kontinuierlich an. Im Durchschnitt investieren sie etwa 400 bis 500 Stunden in den Hausbau, was ungefähr einem halben Jahr Vollzeitarbeit entspricht.

Um die Vorteile des Hausbaus in Eigenleistung optimal zu nutzen, ist eine sorgfältige Planung und Dokumentation unerlässlich. Bauherren sollten ihre Fähigkeiten und zeitlichen Ressourcen realistisch einschätzen und sich auf Arbeiten konzentrieren, die sie sicher beherrschen. So lassen sich nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Freude am individuell gestalteten Traumhaus steigern.

Mögliche Risiken und Nachteile beim Selbstbau

Der Hausbau in Eigenregie bringt neben den Vorteilen auch einige Risiken und Nachteile mit sich, die Bauherren beachten sollten. Ein wesentlicher Punkt ist der hohe zeitliche Aufwand, der eine erhebliche Doppelbelastung darstellt und zu Stress und Konflikten führen kann. Beruf, Familie und Freizeit müssen mit der Baustelle in Einklang gebracht werden, was nicht immer einfach ist.

Zeitlicher Aufwand und Doppelbelastung

Ein Hausbau in Eigenregie erfordert viel Zeit und Energie. Neben der Koordination von Handwerkern und Lieferanten müssen Bauherren auch selbst körperlich auf der Baustelle aktiv sein. Diese Doppelbelastung kann schnell zu Überforderung führen, insbesondere wenn unvorhergesehene Probleme auftreten. Zeitpläne geraten ins Wanken, Kosten steigen und der Stress nimmt zu. Nicht selten leiden darunter auch Beruf und Privatleben.

Fehlende Gewährleistung bei Eigenbauarbeiten

Ein weiterer Nachteil des Selbstbaus ist die fehlende Gewährleistung für Eigenbauarbeiten. Während bei Auftragsarbeiten der Handwerker haftet, müssen Bauherren für selbst verursachte Baumängel selbst geradestehen. Fehler in der Ausführung können gravierende Folgen haben und hohe Kosten nach sich ziehen, um sie zu beheben. Eine Versicherung gegen Baumängel ist daher ratsam, um finanzielle Risiken zu minimieren.

Gefahren durch Selbstüberschätzung

Eine häufige Gefahr beim Hausbau in Eigenregie ist die Selbstüberschätzung der Bauherren. Nicht jeder ist handwerklich geschickt oder hat Erfahrung im Baugewerbe. Wer seine Fähigkeiten überschätzt, riskiert Pfusch am Bau mit teuren Konsequenzen. Undichte Rohbauten, falsch installierte Heizungen oder Schimmel durch unsachgemäße Dämmung sind nur einige Beispiele für mögliche Baumängel. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Einschränkung der Bausubstanz. Bauherren sollten daher ehrlich zu sich sein und im Zweifel lieber Profis beauftragen.

Fazit

Ein Hausbau in Eigenleistung kann eine hervorragende Gelegenheit bieten, um Kosten zu sparen und das Eigenheim ganz nach Ihren individuellen Vorstellungen zu gestalten. Allerdings erfordert das selbst bauen eine gründliche Vorbereitung, eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie die Bereitschaft, viel Zeit und Energie in das Projekt zu investieren. Rund drei Viertel der Familien in Deutschland entscheiden sich immer noch für den Bau eines Massivhauses anstelle eines Fertighauses, obwohl letzteres in der Regel deutlich günstiger ist.

Bestimmte Arbeiten wie Rohbau, Elektroinstallationen und Sanitärarbeiten sollten auf jeden Fall von qualifizierten Fachleuten ausgeführt werden. Denn fast die Hälfte der privaten Hausbau-Projekte ist mit Herausforderungen wie Streitigkeiten mit Bauträgern, Konflikten zwischen verschiedenen Gewerken oder Problemen mit Baugenehmigungen konfrontiert, wie eine Studie von Almondia zeigt. Dennoch kann die Eigenleistung beim Hausbau eine lohnende Option sein, um den Traum vom eigenen Zuhause zu verwirklichen – vorausgesetzt, Sie bedenken mögliche Risiken und planen sorgfältig.

Insgesamt lässt sich sagen: Mit einer durchdachten Strategie, realistischen Erwartungen und der Unterstützung von Experten an den richtigen Stellen können Sie durch Eigenleistungen beim Hausbau bares Geld sparen. So kommen Sie Ihrem Ziel vom individuellen Eigenheim ein gutes Stück näher, ohne Ihr Budget zu überfordern. Denn eines ist klar: Der Bau eines Einfamilienhauses in Deutschland ist mit durchschnittlichen Gesamtkosten von rund 587.000 Euro inklusive Grundstück und Bau alles andere als ein günstiges Unterfangen.

Written by Redaktion

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