Das Berufsfeld der Bauaufsicht für angehende Architektinnen und Architekten erfahrbar zu machen – dieses Ziel verfolgt ein gemeinsames Praxismodul der FH Aachen und der Bauaufsicht der Stadt Aachen. Im Rahmen des Wahlmoduls erhalten Bachelorstudierende zwei Wochen lang die Gelegenheit, den Arbeitsalltag einer Bauaufsicht kennenzulernen. Für die Stadtverwaltung bietet das Projekt zugleich die Möglichkeit, sich zukünftigen Fachkräften als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Es ist ein gemeinsamer Gewinn für beide Seiten und soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Architektur trifft Verwaltung
Frauke Burgdorff, Dezernentin für Stadtentwicklung, Bau und Mobilität, betont den Mehrwert des Moduls. Sie macht deutlich, dass effiziente Genehmigungsprozesse nur durch gute Zusammenarbeit zwischen Antragstellenden und Genehmigenden gelingen. Das Modul ermögliche es den Studierenden, zu verstehen, wie wichtig ein sorgfältig erstellter Bauantrag für ein sicheres und zügig errichtetes Gebäude sei. Auch Michael Klee, Leiter der Bauaufsicht, sieht in der Kooperation einen großen Nutzen. Der Austausch mit den Studierenden habe gezeigt, wie neue Perspektiven und kritische Fragen dazu beitragen können, interne Abläufe zu verbessern und verständlicher zu gestalten.
Einblicke in die Praxis
Eine der Teilnehmenden des ersten Wahlmoduls war Lea Frantzen. Zum Abschluss ihres Architekturstudiums konnte sie wertvolle Einblicke in die Arbeit der Bauaufsicht gewinnen. Neben der Mitarbeit im Tagesgeschäft nahm sie an Gruppenarbeiten zu realen Fallbeispielen und einer Exkursion zum Universitätsklinikum teil. Die zwei Wochen verdeutlichten ihr, dass ein Architekturstudium nicht nur in Architekturbüros, sondern auch innerhalb der Stadtverwaltung vielfältige berufliche Perspektiven eröffnet.
Für die FH Aachen ergänzt das Modul die Lehrinhalte um praktische Erfahrungen, insbesondere im Bereich Baurecht. Modulverantwortliche Professorin Stine Kolbert betont, dass das Verständnis für die Prozesse einer Bauaufsicht gestärkt werde. Nach Abschluss der Praxisphase präsentieren die Teilnehmenden ihre Erfahrungen den Mitstudierenden, die häufig überrascht sind, wie vielfältig das Tätigkeitsfeld der Bauaufsicht ist. In gemeinsamen Reflexionsgesprächen zwischen der Stadt Aachen, den Studierenden und der Hochschule werden die Erkenntnisse ausgewertet und in die Weiterentwicklung des Programms eingebracht.
Aufgaben der Bauaufsicht
Ob ein Gebäude standsicher ist, der Brandschutz gewährleistet wird oder unzulässige Bauten entstanden sind – all das fällt in den Aufgabenbereich der Bauaufsicht. Sie überwacht die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften bei Bauvorhaben, Änderungen, Nutzungsänderungen und Instandhaltungen. Auch die Gefahrenabwehr für die öffentliche Sicherheit gehört zu ihren zentralen Aufgaben. Hinzu kommen zahlreiche Schnittstellen mit anderen Fachdienststellen, etwa aus den Bereichen Denkmalschutz, Immissionsschutz, Straßen- oder Umweltrecht.
Die Arbeit ist vielseitig: Jährlich bearbeitet die Aachener Bauaufsicht zwischen 800 und 1.000 Bauanträge, die sorgfältig geprüft werden müssen. Nachwuchsgewinnung spielt daher eine entscheidende Rolle, um diese anspruchsvolle Aufgabe auch künftig erfolgreich fortzuführen.
Lea Frantzen sieht das Praxismodul als wertvolle Erfahrung für alle Architekturstudierenden. Sie betont, dass die Einblicke in die Genehmigungsverfahren und Verwaltungsabläufe auch für jene hilfreich seien, die später in Architekturbüros arbeiten möchten. Die Zeit in der Bauaufsicht habe ihr Verständnis für die Komplexität von Bauanträgen vertieft und gezeigt, welche Aspekte für Architektinnen und Architekten ebenfalls von Bedeutung sind.
Ihr gefiel die Tätigkeit so gut, dass sie anschließend eine Nebentätigkeit bei der Bauaufsicht aufnahm und im Mai 2025 den Lehrgang zur Stadtbauoberinspektorin begann. In dem 14-monatigen Programm wird sie praxisnah eingearbeitet und erhält ergänzend Unterricht am Studieninstitut Düsseldorf, insbesondere zu bau- und verwaltungsrechtlichen Themen. Besonders begeistert sie an ihrer Arbeit die große Abwechslung und die Möglichkeit, direkt an der Stadtentwicklung mitzuwirken.
Weitere Informationen: www.aachen.de/bauaufsicht
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Stadt Aachen/Veröffentlicht am 15.10.2025


